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Kurzreview: SUN Project – Macrophage

Ein Jahr nach dem Debut „Drosophila“ von S.U.N. Project folgte ihr zweites Album „Macrophage“ auf Spirit Zone im Jahr 1998.

Die Band bestand 1998 aus den Mitgliedern Matthias Rumoeller, Marco Menichelli und Maik Hinkelmann. Es hat sich also in der Besetzung nichts geändert.

„Macrophage“ enthält neun Tracks. Wie auch bei ihrem Erstlingswerks, sind die besten Tracks von Matthias Rumoeller: „Space Dwarfs“, „I Feel“ und „Energica Magica“. Mit „Space Dwarfs“ startet das Album. Und meine Güte! Was für ein Start! Mit jeder Sekunde wird der Track besser und bei 4:43min, mit dem einsetztenden Syntesizer, läuft der Springbrunnen der Freude quasi über — der reine Freundenrausch! — und erreicht seinen ersten Höhepunkt. Der Acidsound der guten alten TB-303 ist in Reinform bei 6:43min zu hören. Ein echter Hörgenuss! Ab da an geht der Track nur noch ab: kreischende Acidsounds und der Leadsound ab 8:32min nimmt die Hütte auseinander. „Space Dwarfs“ ist der Höhepunkt allen Schaffens von S.U.N. Project, meiner Meinung nach und ein Meisterwerk in der Historie des Goa-Trance.

„I Feel“ steht ein wenig im Schatten von „Space Dwarfs“, ist aber dennoch ein Meisterstück. Ist „Space Dwarfs“ sehr progressiv (in Sinne von fortschreitet, nicht minimalistisch!) und verspielt, ist „I Feel“ mehr repetitiv und hypnotisch. Nach dem Breakbeat bei 3:08min setzt die angesprochene „Hypnose“ von „I Feel“ ein. Schöne Synthesizer und Acidsounds und ein sich perfekt einfügender Vocoder „I Feel Happieness“ rundet den Track ab. Mit „Energica Magica“ liefert Rumoeller wieder ein wunderbaren ChillOut-Track. Mystisch und orientalisch angehaucht. Sehr schön!

Neben den meisterhaften Tracks von Rumoeller, gibt es noch weitere gute Tracks. Marco Menichelli und Maik Hinkelmann haben sich mit „Spacepeople And Spaceships“ und „Dance Of The Witches“ selbst übertroffen und liefern mit den beiden Tracks sehr gute Nummern. Beide sind sehr gitarrenlastig. Gerade Ersterer kann sehr viel Energie aus den Gitarrensounds gewinnen und geht gut nach vorn. „Dance Of The Witches“ ist einer der Hits von S.U.N. Project. Wurde dieser Track doch Anfang der 2000er noch mal mit Nina Hagen neu aufgenommen und erlangte größere Bekanntheit. Mystische Synthies,  Acidsounds und stark hervorgehobene Gitarresriffs im „Refrain“ charakterisieren diesen Track. Dass die Tracks sich nach einiger Zeit nur noch wiederholen — wie gewohnt bei Menichelli und Hinkelmann — und die gewohnten Themen abspielen, fällt bei den beiden Stücke nicht so sehr ins Gewicht und funktioniert gut.

Der Rest des Album ist leider nicht zu gebrauchen. Ausnahme: „Sexdrugs & Acidtrance II“ ist noch in Ordnung und hörbar. Jedoch „From dusk till dawn“ ist eine langweilige ChillOut-Nummer mit einer Aneinanderreihung von Sounds und einem öden gespielten Bass. Den Tiefgang erreicht „The Saw“. Das Sitar-„Geplürre“ ist kitschig und die irgendwie gar nicht passende und billig amateurhaft eingespielte Melodie bei 4:51min ist der Totalausfall.

„Macrophage“ beginnt sehr vielversprechend mit dem Meisterwerk „Space Dwarfs“. Die darauf folgenden Tracks sind allsamt sehr gut und mit „I Feel“ erreicht das Album seinen zweiten Höhepunkt. Leider ist der freie Fall in die Untiefen der schlechten Tracks des Albums mit „The Saw“ tief und hart. Zumindest wird man, wenn man dies und das folgende Fiasko tapfer durchhält, mit „Enerica Magica“ als vorletzten Track belohnt. Zusammengefasst bietet „Macrophage“ Meisterwerke wie „Space Dwarfs“, „I Feel“ und „Enerica Magica“ und sehr gute Nummer wie „Spacepeople and Spaceships“ und „Dance Of The Witches“. Diese Tracks machen das Album empfehlenswert. „Sexdrugs & Acidtrance II“ ist ok. Der Rest des Albums kann man leider vergessen und trübt den Gesamteindruck. Damit ist „Macrophage“ allenfalls solide bis gut.

Wer sich „Macrophage“ kaufen mag, schaut am besten in Discogs vorbei.

7 von 10 Sonnen

SV

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